Definition des Wortes "Autorin"
Sollte ich mich Autorin nennen, wenn ich meine Texte von KI-Tools verfassen lasse? Darf ich das dann überhaupt? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns erst einmal die Definition des Wortes “Autorin” genauer ansehen.
Der Duden sagt dazu folgendes:
Ein Autor ist…
a) Verfasser eines Werkes der Literatur, eines Textes
b) Urheber eines Werkes der Musik, Kunst, Fotografie, Filmkunst (lat. „auctor“ = Urheber, Schöpfer)
Damit hätten wir die Frage eigentlich schon geklärt. Da du, wenn du eine KI deine Bücher schreiben lässt, das Werk nicht selbst verfasst hast, bist du auch keine Autorin.
Autorinnen schreiben selbst
In einem früheren Blogartikel habe ich schon einmal angesprochen, dass man eine Autorin ist, sobald man selbst schreibt. Die Betonung liegt hier auf selbst.
Zur Veranschaulichung ein bildlicher Vergleich: Ich male gerne Malen-nach-Zahlen. Wenn ich fertig bin, habe ich also mit Sicherheit ein ganz vernünftiges Bild an der Wand hängen. Bin ich deshalb Künstlerin? Nein. Ich bin weit davon entfernt. Ich habe keine Ahnung von Farbkomposition, von Pinselarten, von Schatten und Licht oder verschiedenen Arten von Farben. Zwar kann ich die Felder zu meiner Entspannung ausmalen, aber der Gehirnschmalz fehlt und das sieht man.
Das Bild, das dadurch entsteht, wird immer generisch sein, niemals originell. Es wird ganz ansehnlich sein, aber niemals berührend. Außerdem wird niemand am Ende sein Malen-Nach-Zahlen für teures Geld verkaufen und es als sein eigenes Werk ausgeben. Es gibt zwar nichts, was es nicht gibt, aber so ein Betrug würde vermutlich sehr schnell auffliegen.
Es könnte peinlich werden...
Was wirst du tun, wenn Leute dich nach der Entstehungsgeschichte des Buches fragen?
Nach der ersten zündenden Idee?
Sie erwarten dann eine inspirierende Geschichte, die vielleicht einen Funken ihrer eigenen Kreativität entzündet. Und wenn du dann sagst: „Joa, ich hab halt ChatGPT gefragt, was gerade gut am Markt geht und hab ihm dann gesagt, dass er draus ein Buch machen soll. War in 20 Minuten fertig.“
Dann werden die meisten sich wohl hüten, noch ein weiteres Mal nachzufragen. Und das Interesse an deinem “Werk” wird womöglich nicht mehr so überschwänglich sein.
„No tears in the writer, no tears in the reader.“
~ Robert Frost
Was wirst du sagen, wenn Leserinnen dich nach deiner Schreibroutine fragen? Nach geheimen Tipps, wie man ins Schreiben einsteigt? Wie du auf deine Charaktere kommst? Wie lange du schon schreibst? All diese Fragen wurden mir bereits zu Hauf gestellt und ich bin nun wirklich nicht auf Sebastian-Fitzek-Bekanntheitslevel.
Wäre es dir nicht peinlich, dann zugeben zu müssen, dass du eigentlich nicht schreiben kannst? Dass du halt nur mal ein Buch geschrieben haben wolltest? Also mir wäre das peinlich. Vielleicht ist es dir egal und du kannst guten Gewissens mit deinem KI-Buch prahlen. Dann go for it. You do you. Wäre eben nur nicht das, was ich mir unter einem Erfolgserlebnis vorstelle.
Das Urheberrecht
Dann wäre da ja noch die Frage nach dem Urheberrecht. Ich möchte mich dazu nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, da sich rechtlich die Dinge ja ändern können und ich auch keine Rechtsanwältin bin. Stand heute (26.10.25) unterliegen KI-generierte „Werke“ in der deutschen Rechtsprechung nicht dem Urheberrecht, da es sich nicht um persönliche geistige Schöpfungen nach § 2 Abs. 2 UrhG handelt. Somit sind sie gemeinfrei und können von allen ungehindert genutzt werden, die – wo auch immer – auf die Inhalte stoßen.
Wenn man ganze Bücher oder Geschichten mit generativer KI schreibt, sollte man sich viel mehr mit der Frage beschäftigen, inwieweit man dadurch das Urheberrecht anderer Autorinnen verletzt, deren Texte an die KI verfüttert wurden.
Ab wann eine generierter Text stark genug verändert wurde, um urheberrechtlich geschützt zu sein, ist momentan noch eine Einzelfallentscheidung.
Wie ich KI trotzdem nutze
Ich habe meine Charaktere mit ChatGPT generieren lassen und habe diese Fotos sogar eine Zeitlang für mein Marketing genutzt. Wenn eine Autorin das hin und wieder macht, finde ich das persönlich nicht verwerflich, denn sie verkauft die generierten Bilder ja nicht. Wenn dann allerdings wieder komplette Cover KI-generiert sind, finde ich es persönlich schwierig.
Ich verteufele also niemanden, der ab und zu eine Figur generieren lässt oder der auch ab und zu die KI nach Ideen fragt. Ich persönlich habe mich allerdings mittlerweile dagegen entschieden, diese KI-Bilder meiner Figuren für mein Marketing weiterhin zu nutzen. Das mache ich aus dem Grund, weil ich sehe, wie die Übersetzerbranche langsam an der KI zugrunde geht und ich mich deshalb (als staatlich geprüfte Übersetzerin) klar gegen KI positionieren möchte.
Das bedeutet nicht, dass ich nicht manchmal für mein Privatvergnügen ein Bild oder einen Text generieren lasse. Auch kurze SEO-Texte für Pinterest lassen sich super mit Unterstützung des Chatbots schreiben. Meistens überarbeite ich aber sogar diese Texte danach noch.
Der Grund, warum ich meine KI-Nutzung als reines Recherchetool ebenfalls einschränken möchte, sind zum einen die falschen Ergebnisse, die die KI häufig liefert, und der Umweltaspekt. Außerdem habe ich einfach keine Lust, mir ständig neue KI-Tools anzuschauen, die vielleicht genauer arbeiten als ChatGPT oder Gemini oder wie sie alle heißen. Dafür ist mir meine Zeit zu schade. Deshalb will ich von nun an wieder mehr auf das gute alte Internet oder sogar Bücher zurückgreifen (die im Idealfall vor 2023 veröffentlicht wurden).
Was ich mir für die Zukunft wünsche...
- Gesetzliche Kennzeichnungspflicht von KI-Inhalten, am besten europaweit
- Menschen, die von biologischer Intelligenz erstellte Inhalte wertschätzen, z. B. durch faire Entlohnung oder durch respektvollen Umgang
- Dass sich Verlage und Agenturen gegen KI-generierte Inhalte positionieren, auch in Bezug auf Übersetzungen





